Ausstellen, wo andere Urlaub machen

Südwärts: Fränkische Kunst auf Sardinien


Künstler aus Hersbruck, Nürnberg und Umgebung stellen zum vierten Mal in Santa Maria Navarrese aus


Vom Fluss ans Meer - „Kunst im Fluss“ war noch gar nicht ganz zu Ende, als Kunst-Botschafter Christoph Gerling sich schon wieder auf große Fahrt begab, die Arbeiten von 21 Künstler*innen im Kofferraum. Von den Mäandern der Pegnitz an die Strände des Tyrrhenischen Meeres, um bereits zum vierten Mal im Torre Spagnola in Santa Maria Navarrese, auf halber Höhe von Sardiniens Ostküste, eine Kunstschau an runde Wänden zu hängen.


Die Öffnungszeiten sind wirklich südlich: von 21 bis 23 Uhr sperren die Aufsicht führenden Künstler täglich die knarzende Tür des alten Turms auf. Zu dieser Zeit haben die Einheimischen, die Urlaubsgäste und ihre nachtaktiven Kinder in den Strandbars und den umliegenden Ristorantes fertig geschmaust, begeben sich auf einen Verdauungsspaziergang und sparen dabei die steilen Stufen den Torre Spagnola hinauf nicht aus.

Innen erwartet sie eine vielseitige Schau fränkischen Kunstschaffens und das Interesse ist groß: bis zu 130 Gäste pro Abend, manchmal auch deutlich weniger, begutachten Malerei, Fotografie und Objekte und lassen sich gerne von Initiator Christoph Gerling auch etwas auf Italienisch erklären.


Aber Kunst ist eben auch selbsterklärend und sprachübergreifend: ob die kleinen Gespenster von Reiner Zitta, die wie gute Geister in großer Anzahl rund um die dicke Säule verteilt sind, die das Obergeschoß stützt oder die nachtvioletten Räume von Nora Matocza, ob die unaufhaltsam einer kosmischen Katastrophe entgegen schlitternden Stadtansichten von Woldemar Fuhrmann, die kleinen Akte in Kupfer von Franz Weidinger, die Farbfeldmalereien von Ingrid Pflaum oder die erdfarbenen Gesteinsfotografien von Barbara Henning – die Betrachter lassen sich von Dingen, die ihnen bekannt vorkommen gerne zu den Dingen „ver-führen“, die Sehgewohnheiten und Kunstauffassungen herausfordern. Eine Herausforderung anderer Art sind die Ausblicke aus den Fenstern des Turms auf die funkelnden Lichter der naheliegenden Ortschaften oder die Strandpromenade selbst – die Aussicht macht der Kunst immer wieder Konkurrenz. Doch die schöne Lage ist natürlich auch ein Pfund, mit dem sich wuchern lässt.

Von der Gemeinde Baunei schaute diesmal Dr. Maria Assunta Mereu vorbei, viele andere Kräfte waren in der Vorbereitung der „Sagra della Carne di Capra“ gebunden, einem riesigen Dorf-Fest mit Ziegenbraten vom Spieß, bei dem auch die Künstler dabei sein konnten.